Wiebke Schulz Kontakt

Immerhin… Urlaub

von | Juli 29, 2020 | Gelassenheit | 0 Kommentare

Unsere Humorfähigkeit und heitere Gelassenheit werden dieses Jahr offensichtlich ganz besonders auf die Probe gestellt. Dieser überdimensionale Psychotest macht nun auch vor dem Thema Urlaub nicht Halt.

Es braucht schon besondere Nerven, wenn man auf der Suche nach der letzten freien Ferienwohnung im Allgäu oder einem leeren Liegestuhl am Ostseestrand nicht die gute Laune verlieren möchte. Und wer fährt schon entspannt in den Urlaub, wenn er nicht weiß, ob seine Firma noch existiert, wenn er zurückkommt?

Als ob wir die letzten Monate nicht schon genug gequält worden sind… Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt die Kurve bekommen. Auch wenn es vielleicht schwer fällt.

Gönnen Sie sich eine Pause.

Denn dass der Mensch Erholung braucht, das ist nicht nur nicht neu, sondern auch oft genug wissenschaftlich erwiesen (als ob man das beweisen müsste). Dann muss es ja wohl stimmen. Und klingt ja auch logisch: Im Urlaub kommen wir auf andere Gedanken, tun Dinge, die wir mögen (ich wünsche es Ihnen jedenfalls!) und wir bekommen meist auch mehr Sonnenlicht ab. Und das steigert die Produktion von Serotonin – wir werden gelassener (!), ruhiger, zufriedener.

Und wissen Sie was?! Es gilt mittlerweile sogar als erwiesen, dass auch ein kleiner Kurzurlaub von ein paar Tagen bereits ausreichend Erholung bietet. Wenn Sie in diesen Tagen Dinge tun, die Sie wirklich gerne tun! Die alte Dreiwochenregel können Sie also getrost vergessen. Ist doch auch gut zu wissen, oder?

Ich denke, ich muss Sie nicht davon überzeugen, dass Urlaub eine gute Sache ist. Viel schwieriger ist ja gerade eher die Frage, WIE (bzw. wo) am besten Urlaub machen. Erst recht, wenn der Traumurlaub schon geplant war und nun ins Wasser fällt. Usedom ist eben nicht Hawaii, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Finden Sie sich damit ab.

Autsch. Entschuldigung, das klingt gemein. Aber es ist momentan auch meine tägliche Aufgabe: akzeptieren, dass ich die Situation gerade nicht ändern kann und das Beste daraus machen. Und mir überlegen, was für mich persönlich wirklich wichtig ist, um mich zu erholen. Und dann einen Weg finden, wie das wohl am besten gehen kann.

Spielen Sie das Immerhin-Spiel.

Das Sich-Abfinden ist manchmal gar nicht so einfach. Das gebe ich zu. Entdecken Sie die komischen Seiten einer SituationÜbern Sie sich in Ironie und Gelassenheit. Bei jedem Kompromiss, den Sie eingehen müssen, finden Sie etwas, wie es noch schlimmer sein könnte und dann sagen Sie laut „Immerhin müssen wir nicht…“. Oder Sie finden einen Vorteil, der in diesem Kompromiss steckt. Dann sagen Sie laut „Immerhin können wir so…“. Vielleicht dauert es ein bisschen, bis Sie Spaß daran finden. Aber dann…!

Wir haben beispielsweise beschlossen, mit dem Zug nach Hamburg zu fahren und unsere Fahrräder mitzunehmen. Nach stundenlanger Recherche stand fest: es gibt wirklich nur noch diese eine Zugverbindung, bei der es noch freie Fahrradplätze gibt: 12 Stunden Fahrzeit, Umsteigen in Karlsruhe. Davon habe ich schon immer geträumt! (Achtung, Ironie.) Aber: es nützt ja nichts. IMMERHIN müssen wir die Fahrräder nicht per Post verschicken und hoffen, dass sie überhaupt rechtzeitig ankommen. Und IMMERHIN können wir so mal richtig lange ausführlich aus dem Zugfenster gucken, Picknicken und so oft in das Bordrestaurant gehen, wie wir wollen!

Also, für mich klingt das attraktiv, weil ich aus dem Zugfenster gucken und Picknick machen mag. Sie müssen natürlich selbst rausfinden, welches IMMERHIN für Sie ein gutes Immerhin hin ist. Das kann schonmal zu einer Aufgabe werden, das gebe ich zu.

Alle Strandliegen sind belegt? Immerhin haben Sie so keine Sand-Sonnencreme-Mischung auf der Haut (das fanden Sie doch schon immer eklig).

Ihre Flugreise nach Mexiko fällt aus? Immerhin müssen Sie so keine neuen Thrombose-Strümpfe kaufen (die kneifen eh immer so).

Sie fahren dieses Jahr gar nicht weg? Immerhin können Sie so endlich mal die Ruhe in Ihrem Wohnviertel genießen (die Kaffeebar an der Ecke wollten Sie längst mal als zweites Wohnzimmer ausprobieren).

Machen Sie die kleinen Dinge groß.

Machen Sie alles, was mit Urlaub zu tun hat, groß und wunderbar. Auch am Arbeitsplatz. Vielleicht richten Sie eine kleine Urlaubsinsel in der Kaffeeküche ein. Stellen Sie eine aufblasbare Palme in die gemeinsame Pausenzone und hängen Sie Postkarten aus dem Urlaub auf. Erzählen Sie sich Urlaubswitze. Verschenken Sie aufblasbare Getränkehalter als Gute-Laune-Spender. Oder kaufen Sie sich eine schöne bunte Badeinsel und fahren Sie einfach mal einen Abend an den See (habe ich gestern Abend gemacht, obwohl ich eigentlich schlechte Laune hatte – das war die beste Idee des Tages) . Denn sogar 30 Minuten täglich Urlaubsgefühl sorgen dafür, dass wir besser durch anstrengende Zeiten kommen. Und das wollen Sie doch, oder?

Also, ich will das und bestelle mir jetzt gleich mal dieses Modell für meinen nächsten See-Ausflug und grüße Sie

In heiterer Gelassenheit

Ihre Frau Schulz

„In diesem Jahr werde ich im Urlaub nichts tun. Die erste Woche werde ich mich nur im Schaukelstuhl entspannen.“
„Ja, und in der zweiten Woche?“
„Dann werde ich eventuell ein wenig schaukeln.“